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Ortsgeschichten

Reisen Sie in die Zeit zurück und erfahren Sie mehr über die Geschichten Ihres Ortes und dessen Umgebung.


Binsfeld

Vorgeschichtliche Funde lassen den Schluss zu, dass in Binsfeld seit Jahrtausenden Menschen leben. Westlich des Dorfes wurden römische Siedlungsreste gefunden.

Um 400 soll bei Binsfeld eine entscheidende Schlacht zwischen den seit Jahrhunderten hier ansässigen Römern und den eindringenden Franken geschlagen worden sein. Wie der Volksmund erzählt, haben die später aufgefundenen Gebeine der gefallenen Krieger zur Namensgebung „Beinsfeld“ geführt. Einleuchtender ist die wissenschaftliche Erklärung des Ortsnamens, der von „Feld in den Binsen“ ableitet. Binsfeld bezeichnet somit einen Siedlungsplatz in einem Feld, der seinem Namen nach einen auffallend starken Bewuchs mit Binsen hatte.

Am 24. Januar 966 wird Binsfeld urkundlich von Kaiser Otto I. erwähnt. Da heißt es, dass im Jahre 786 ein Mädchen namens Ricburgis ihren Grundbesitz Binsfeld im Lande der Ripuarier einer Abtei in Nivelles (im heutigen Belgien) überlassen hatte. Diese Zugehörigkeit bestand bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Herren von Binsfeld waren über Jahrhunderte als Schultheißen des Klosters Nivelles nachzuweisen.

In der Binsfelder Pfarrkirche befindet sich ein Epitaph mit den lebensgroßen Figuren des Johann von Binsfeld und seiner Frau Anna von Nesselrode. Der Epitaph entstand 1636. Je 16 Ahnenwappen sind auf den Lisenen angebracht.

Als jülichsche Unterherrschaft gehörte Binsfeld zum Amt Nideggen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird berichtet:

„Unterherrschaft Binsfeld mit hohem und niederem Gerichte und der Jagd, mit Schloss, Hof, Garten und Baumgarten, 148 Morgen Ackerland, in Schatz 33 Reichstaler 6 Albus, Pfennigsgeld 17 Reichstaler, dann vier Gänse, zwei Stein Flachs, 19 1/2 Kapaune, 27 Hühner, 13 Malter 6 Viertel 3 Mütgen Roggen, 5 Viertel Hafer, dann die hergebrachten Frondienste, wofür dem Lehensinhaber 50 Reichstaler von der Gemeinde gezahlt werden. Binsfeld war eine Unterherrschaft und Lehen, mit Binsfeld war vom 13. Jahrhundert bis 1658 das gleichnamige Geschlecht belehnt, es folgten dann bis 1720 die von Wachtendonk. Der Kreis Düren wies verhältnismäßig viele Unterherrschaften auf, so Weisweiler, Binsfeld, Burgau, Drove, Maubach, Thum, Gladbach, Kettenheim Gürzenich, Merode und Frenz.“

Bis zum Zusammenschluss mit mehreren Nachbargemeinden zur Gemeinde Nörvenich am 1. Januar 1969 hatte der Ort Binsfeld mit Rommelsheim einen Ortsteil.

Dorweiler

Bis zu den gewaltigen Umwälzungen, die mit dem Einrücken der französischen Revolutionstruppen im Oktober 1794 eintraten, gehörte Dorweiler zum Amt Nörvenich im Herzogtum Jülich. Nach Auflösung dieser jahrhundertealten Verwaltungseinheit wurde das Dorf der französischen Mairie und späteren preußischen Bürgermeisterei Erp im Kanton beziehungsweise Kreis Lechenich zugeteilt. 1827 wurden die Kreise Lechenich und Rheinbach zum Kreis Euskirchen zusammengeschlossen, dessen kleinste Gemeinde Dorweiler war, unmittelbar an der Grenze zum Kreis Düren gelegen. Später kam Dorweiler, nach Auflösung der Bürgermeisterei Erp, zum Amt Lechenich. Am 1. Juli 1969 erfolgte eine kommunale Neugliederung, bei der Dorweiler mit 17 anderen Dörfern und Städten zur neuen Gemeinde Erftstadt zusammengeschlossen wurde.[1] Nach dem Köln-Gesetz vom 5. November 1974 gehört das Dorf seit dem 1. Januar 1975 zur Gemeinde Nörvenich im Kreis Düren.

Im März 1943 stieß ein Landwirt beim Ausheben einer Baugrube zur Anlegung eines Luftschutzbunkers in seinem Garten auf die Deckel zweier Steinsärge. Bald stellte es sich heraus, dass er auf zwei römische Sarkophage von beträchtlichem Ausmaß gestoßen war.

Die Fundstelle wurde am 23. März 1943 vom Amt für Bodendenkmalpflege beim Provinzialmuseum in Bonn aufgenommen.

In beiden Steinsärgen wurden noch Skelette vorgefunden. Ein Sarkophag war vor Grabräubern schon einmal gewaltsam geöffnet und beraubt worden. In dem anderen Sarg wurden noch wertvolle Grabbeigaben gefunden, die ins Museum nach Bonn gebracht wurden. Die schweren Särge (circa je 70 Zentner) wurden an Ort und Stelle wieder vergraben. Erst im Juni 2006 kamen sie bei erneuten Bauarbeiten wieder zum Vorschein und wurden auch ins Museum gebracht.

Eggersheim

Am 1. Januar 1969 wurde Eggersheim nach Nörvenich eingemeindet.

Das steil aufragende Ufer den Neffelbaches östlich des Dorfes dürfte vor Jahrhunderten dem Weinbau gedient haben, der in vielen Gemarkungen am Bachlauf nachweisbar ist. In Eggersheim gibt es dafür keine schriftlichen Belege. Die eindeutig von Menschenhand geschaffenen Abtreppungen, besonders deutlich an der Straße „Im Wiesengrund“ zu erkennen, dürften aber die schriftlichen Belege ersetzen.

Frauwüllesheim

Gründung des Ortes

Für die Ursprünge Frauwüllesheims gibt es nur wenige verstreute schriftliche Quellen. Über Details der Gründung des Ortes gibt es nur Vermutungen. Archäologische Funde aus der Vorzeit, den Stein- und Metallzeiten sowie der Römerzeit fehlen. Erst der Ortsname Frauwüllesheim führt etwas weiter.

 

Mittelalter

Für Siedlungen, die in ihren Namen die „heim“-Endung haben, nimmt man an, dass sie von den Franken gegründet wurden, als sie im fünften nachchristlichen Jahrhundert die Römer endgültig aus dem Land verdrängten und hier sesshaft wurden. Die Ortsnamenforschung führt das in Urkunden des 10. bis 13. Jahrhunderts Wulvesheim, Wudesheim, Wolluensheim, Wluensheim geschriebene Wort auf den fränkischen Personennamen Wulf zurück. Im heutigen Frauwüllesheim müsste sich danach ein fränkischer Herr mit diesem Namen angesiedelt haben. Wann dies geschah, sogleich nach der fränkischen Besitzergreifung oder Jahrzehnte später, ist nicht zu ermitteln. Es dürfte aber feststehen, dass das Land um Frauwüllesheim dem merowingischen Herrscherhaus gehörte, also Königsgut war. Plektrudis, die Gemahlin Pippin des Mittleren, der 714 verstarb, hat um 690 in Köln eine Kirche mit Frauenkonvent gegründet, später und bis heute „St. Maria im Kapitol“ genannt. Diese Stiftung hat die Herrscherin mit Gütern ausgestattet, darunter waren auch Schenkungen in Frauwüllesheim, wie eine Inschrift auf ihrem nicht mehr vorhandenen Sarkophag in Maria im Kapitol bekundet haben soll.

Dies könnte eine erste urkundliche Erwähnung für Frauwüllesheim in der Mitte des 8. Jahrhunderts sein, in der der Sarkophag entstanden sein dürfte. Eine weitere steinerne Urkunde, rund vierhundert Jahre später eingemeißelt und ebenfalls nicht mehr vorhanden, gab es aus dem Jahre 1123 als Weiheinschrift am Hauptaltar der Kirche in Frauwüllesheim.

 

Frauwüllesheim und Jakobwüllesheim

Zurückblickend zum Ortsnamen sei noch bemerkt, dass die Unterscheidungen „Jakob“ und „Frau“ zu Wüllesheim sehr viel später von den Kapellenpatrozinien abgeleitet wurden, wobei Frauwüllesheim auf die ursprüngliche Bezeichnung „Unser vrauwen willesheim“, auch „Unser lieben Frauenwüllesheim“, zurückgeht. Dabei standen die Worte „Unsere liebe Frau“ für den Namen Mariä, der Mutter Jesu , wie es heute noch mit „Onze lieve Vrouw“ im niederländischen Sprachgebrauch üblich ist. Die Wahl des Patroziniums aber dürfte von den Ordensfrauen von Maria im Kapitol beeinflusst, wenn nicht bestimmt worden sein.

 

Zweiter Weltkrieg

Kriegsende 1945: Einmarsch amerikanischer Truppen in das Dorf

Am 28. Februar 1945 zogen amerikanische Truppen in das Dorf ein, nachdem sie die Rur überquert hatten. Der Krieg war damit für diese Region beendet.

In der Nähe der Wohnschaft Isweiler, etwa 800 m von Frauwüllesheim entfernt, befindet sich der einzig erhaltene Bunker Isweiler des Typs K. Er gehörte zur Luftverteidigungszone West, wurde 1938/39 erbaut und Anfang der 1970er Jahre durch die Kreisverwaltung Düren als Ausweichsitz für den Katastrophenschutz im Verteidigungsfall ausgebaut. Anfang der 1990er Jahre wurde der Bunker für diesen Zweck nicht mehr benötigt und an die Gemeinde Nörvenich verkauft, die ihn zunächst als Aktenlagerraum benutzte und letztendlich in die Obhut des Heimat- und Geschichtsvereines übergab.

 

Neuzeit

Am 1. Januar 1969 wurde Frauwüllesheim nach Nörvenich eingemeindet.

Eschweiler über Feld

Name

Von dem altdeutschen Wort Eska = fruchtbares Land und Weiler, das sich aus dem römischen villare und dem wilre der Franken entwickelt haben soll, leitet die Ortsnamensforschung den Ortsnamen Eschweiler ab. Seinem Anhängsel über Feld macht das Dorf inmitten der Bördenlandschaft am Übergang der Erper zur Merzenicher Lößplatte alle Ehre.

 

Frühzeit

Schon die Menschen der Jungsteinzeit und Bronzezeit haben in und um Eschweiler gelebt, wie Bodenfunde beweisen. Die Römer hatten nördlich und nordöstlich des Dorfes Ansiedlungen, von denen elf nachgewiesen sind.

Urkundlich wird der Ort erstmals im Jahre 1003 genannt. Damals wurden die Kirche (St. Heribert) und ein Hof der Abtei Deutz geschenkt, siehe Pfarrkirche Eschweiler über Feld.

 

Neuzeit

Am 1. Januar 1969 wurde Eschweiler über Feld nach Nörvenich eingemeindet.

Hochkirchen

Der Kölner Erzbischof Anno II. wies vor dem 4. Dezember des Jahres 1075 dem Kloster Siegburg u. a. ein Drittel der Einkünfte von Hochkirchen zu. Das ist die erste gesicherte Erwähnung des Dorfes.

Der Ortsname wandelte sich häufig. Nachgewiesen[1] sind bis zur Festigung des heutigen Namens im Jahre 1870 folgende Schreibweisen:

Hoenchirche

Hoinkirchin

Hoynkyrchin

Hoynkirgen

Hoynkyrchen

Hoynkirken

Hoekirchen

Hoenkirgen

Hokirchen

Hoynkirchen

Hunkyrchen

Hoenkyrchen

Hoenkerchen

Hoenkirchen

Honkirchen

Am 1. Januar 1969 wurde Hochkirchen nach Nörvenich eingemeindet.

Irresheim

Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahre 1381 in den Nörvenicher Gerichtsunterlagen.

Der Ortsname, der auf -heim endet, deutet auf die Wohnstätte eines Franken hin. Den Ort hat wahrscheinlich ein fränkischer Herrn mit dem Namen Erin gegründet. Aus diesem Namen hat sich dann über Erinsheim und Erresheim der heutige Ortsname Irresheim entwickelt. Im Volksmund wird das kleine Dorf heute noch Erressem genannt. Der Ortsname hat keineswegs etwas mit „irren“ Bewohnern zu tun.

Irresheim hat seit 1965 bis in 1990er-Jahre hinein regelmäßig an den Bundes- und Landeswettbewerben Unser Dorf soll schöner werden teilgenommen. 1967 wurde Irresheim Landessieger in Nordrhein-Westfalen und 3. Sieger auf Bundesebene. Der damalige Präsident der Deutschen Gartenbaugesellschaft Graf Lennart Bernadotte, Besitzer der Insel Mainau im Bodensee, pflanzte neben der Annakapelle einen Lindenbaum, der in der Zwischenzeit zu einem stattlichen Laubbaum herangewachsen ist.

Am 1. Januar 1969 wurde Irresheim nach Nörvenich eingemeindet.

Nörvenich

Der Gemeindebezirk ist uraltes Siedlungsgebiet. Aus Bodenfunden der Jungsteinzeit, den Metallzeiten, aus vier Jahrhunderten römischer Besatzung und deren Vertreibung durch die Franken lässt sich kontinuierliche Besiedlung ablesen. Schon um die Jahrtausendwende tauchen die ersten schriftlichen Erwähnungen der Dörfer, die heute zu Nörvenich gehören, auf. Hochkirchen, Eschweiler über Feld und Frauwüllesheim werden schon ab dem 9., 10. und 11. Jahrhundert erwähnt. Wissersheim feierte 1985 sein 1150-jähriges Bestehen.

Sehr früh haben die Grafen von Nörvenich an der rheinischen Geschichte maßgeblich mitgewirkt. Sie dürften ihren Sitz auf der „Alten Burg“ im Nörvenicher Wald gehabt haben. Die frühmittelalterliche Wehr- und Wohnanlage hat ihren Ursprung wohl im 9. Jahrhundert. Dem nach dem Aussterben der Jülicher Grafen zum „Amt Nörvenich“ gewordenen Gebiet, das mehr als 30 Dörfer umfasste, standen jetzt Ministeriale (Dienstadlige) vor. Wohl um 1400 erbaute der Amtmann von Vlatten-Merode den wehrhaften Palas des ehemals wasserumwehrten heutigen „Schloss Nörvenich“ (früher „Gymnicher Burg“) in der Ortsmitte.

Mit dem Ende des 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts gingen die in einem Jahrtausend gewachsenen Ordnungen und das seit Jahrhunderten gleich gebliebene dörflich Leben fast schlagartig zu Ende. Am 4. Oktober 1794 marschierten während des Ersten Koalitionskrieges französische Revolutionstruppen in das Gebiet um Nörvenich ein. Nach ersten wirren Monaten folgten geordnete Verhältnisse. Aus den früheren Untertanen wurden tatsächlich freie Bürger, die es zu einem bis dahin nicht gekannten Wohlstand brachten und zu Beginn des 19. Jahrhunderts französische Bürger wurden.

Die von den Franzosen in dieser Zeit eingeführten kommunalen Verhältnisse (Bildung der Mairie Binsfeld und der Mairie Nörvenich) wurden von den Preußen weitgehend übernommen. Insbesondere die um 1800 festgelegten kommunalen Grenzen haben sich mit wenigen Ausnahmen bis in die 1970er Jahre erhalten. 1906 entstand das „Bürgermeisteramt“. Erst im Jahre 1940 wurden die bis dahin selbständigen Bürgermeistereien Binsfeld und Nörvenich zur „Amtsbürgermeisterei Nörvenich“ zusammengeschlossen.

Im Ersten Weltkrieg wurde in Nörvenich ein Malteserkreuz benagelt. Siehe Wehrmann in Eisen.

Schon zwischen den beiden Weltkriegen begann der Wandel der Dörfer von einer rein landwirtschaftlichen Struktur zu Wohngemeinden für Pendler. Dieser Prozess setzte verstärkt Mitte der 1950er Jahre ein. Waren schon nach dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Bürger der östlichen Dörfer bei der Rheinbraun in den Braunkohlenwerken in den Tagebaubetrieben beschäftigt, drängten viele Bewohner mit der zunehmenden Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, nicht zuletzt aufgrund der umwälzenden Umstrukturierungen in der Landwirtschaft, in die Industriebetriebe der nahen Städte.

Zu Beginn der 1950er-Jahre begannen die britischen Besatzungsstreitkräfte mit ihrer Luftstreikraft Royal Air Force, im Nörvenicher Wald, mit dem Bau eines Militärflugplatzes. Auf dem heutigen Luftwaffen-Fliegerhorst arbeiten über 1000 Zivilbedienstete aus den umliegenden Gemeinden. Siehe Fliegerhorst Nörvenich.

Oberbolheim

Oberbolheim ist ein sehr junger, reiner Wohnort. Das in Jahrhunderten entstandene und gewachsene alte Oberbolheim wurde in den Jahren 1968/1969 von seinem alten Standort (♁50° 49′ N, 6° 38′ O) nordwestlich der St. Antonius-Kapelle umgesiedelt. Durch die unmittelbare Nähe zur Start- und Landebahn des Nörvenicher Fliegerhorstes war der Fluglärm unerträglich geworden, und es drohten Gefahren durch eventuell abstürzende Düsenflugzeuge.

Alt-Oberbolheim lag an der Bahnstrecke Benzelrath–Nörvenich und der Bundesstraße 477. Früh besiedelt war Oberbolheim bereits in römischer Zeit durch einen vicus. Siehe hierzu auch die Ausarbeitungen des AK Archäologie des HGV.

 

Der umgesiedelte Ort

Das neue Oberbolheim wurde rund zwei Kilometer südöstlich direkt am Nörvenicher Wald auf freiem Feld neu errichtet. Unverzüglich nach dem Auszug der Bewohner wurden ihre Häuser abgebrochen, das Dorf verschwand von der Landkarte. Vom alten Oberbolheim zeugt nur noch die Antonius-Kapelle. Oberbolheim ist damit der einzige Ort in Nordrhein-Westfalen, der wegen Fluglärms umgesiedelt wurde.

 

Namensgebung

Der Dürener Ortsnamenforscher Wilhelm Kaspers leitet den Namensteil „bol“ vom Althochdeutschen „bolla“ über „bol“ = „runder Hügel“ ab. Da Oberbolheim nicht auf einem Hügel lag, ist der Erklärungsansatz des Bonner Sprachforschers Heinrich Dittmaier sinnfälliger, der diese Silbe auf den Personennamen „Bolla“ zurückführt. Die auf „-heim“ endenden linksrheinischen Ortsnamen reichen, so Dittmaier, mit ihren Anfängen in die ersten nachrömischen Jahrhunderte zurück

Pingsheim

Der Ortsname soll auf einen römischen Waldnamen (Pinetum = Fichtenwald) zurückgehen. Möglicherweise ist die Vorsilbe Binis auch ein Personenname. Erstmals erwähnt wird der Ort in einer Urkunde von 1022.[1] Erzbischof Heribert schenkt der Kölner Abtei Groß St. Martin „das Kirchlein zu Pingsheim im Zülpichgau“. Es blieb der Abtei genau wie der dazugehörige Zehnthof bis zu deren Auflösung 1802 verbunden.

 

Der Pingsheimer Frieden

Am 14. Oktober 1279 wurde in Pingsheim der „Pingsheimer Frieden“ geschlossen. Nach langwierigen und meist kriegerisch ausgetragenen Streitigkeiten zwischen der Witwe des Grafen von Jülich und seinem Nachfolger einerseits und dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg andererseits kam es zwischen den beiden Parteien zu einem Friedensvertrag, der in Pingsheim abgeschlossen wurde und allgemein als „Friede von Pingsheim“ bezeichnet wird.

Vermutlich hat die Grenzlage des Dorfes die beiden Mächte bewogen, Pingsheim als Verhandlungsort zu wählen. Der westliche Ortsteil gehörte zu Jülich, der östliche zum Amt Lechenich des Erzstifts Köln. Grenzlinie war die heutige Alfons-Keever-Straße. Der Überlieferung zufolge war der Schauplatz des Vertragsabschlusses die Pfarrkirche Pingsheim. Tatsächlich trafen sich die Kontrahenten auf der jetzigen Alfons-Keever-Straße, denn deren Mitte war die Grenze zwischen Kurköln und Jülich-Berg.

Die verwickelte Vorgeschichte und die ohne sachkundigen Kommentar etwas schwer verständlichen vertraglichen Vereinbarungen sind sorgfältig und ausführlich von Heinrich Heesel in dem 1979 herausgegebenen Werk „Der Friede zu Pingsheim am 14. Oktober 1279 und seine Vorgeschichte“ dargestellt worden. Die zur Verhandlung stehenden Streitpunkte haben alle mit Rechten in und um Zülpich zu tun. Unter anderem wird vereinbart, dass die Grafen von Jülich auf die Vogteirechte, auf die Gerichtsfolge auf dem Schievelberg und auf die Zinsen und Rechte, welche das Hofgut Palenz betrafen, zu Gunsten des Erzbischofs verzichten. Dem Erzbischof wird erlaubt, die Stadt nach freiem Willen zu befestigen und das Schloss in Zülpich auszubauen. Schon 1291 muss der Erzbischof die Vogteirechte wieder an den Jülicher Grafen abgeben.

Poll

Der Ortsname

Poll wird erstmals urkundlich erwähnt am 30. November 1147. Erzbischof Arnold I. von Köln bestätigt in einer Urkunde die Besitzungen in Poll.

Das Rheinische Wörterbuch deutet den Ortsnamen Poll als „erhöhten, mit Gras bewachsenen Teil einer Ebene, besonders, wenn er von Wasser umflossen ist“.

Das Deutsche Namenbuch erinnert an das mundartliche „pol“, das hier von „Pfuhl“, Sumpf oder Teich abgeleitet wird.

Auch die Rheinischen Flurnamen erklären den Namen mit „kleine Erhöhung in sonst ebenem Gelände“ und ein „durch Trockenlegung entstandenes Weideland“. Die wissenschaftlichen Erklärungen verbinden die Deutung des Namens also mit der Erhöhung aus der Ebene, mit Wasser und mit Gras oder Weideland.

siehe hier auch unter: www.noervenich-poll.de

Rath

Der oben beschriebene ursprüngliche Ortsname „Rode“ oder „Rohde“ lässt den Rückschluss zu, dass zunächst fränkische Bauern im frühen Mittelalter diesen Teil des damaligen Urwaldes rodeten, die Fläche urbar machten und sich in der Rodung niederließen.

Im Dreißigjährigen Krieg, genauer im Schwedisch-Französischen Krieg (1635–1648), geriet Rath zwischen die Fronten der französischen Truppen, die nach der Schlacht auf der Kempener Heide von Nordwesten her anrückten, und der kaiserlichen Truppen, die sich im Bereich des Vorgebirges bei Lechenich verschanzt hatten. Die französischen Truppen belagerten die Festung Lechenich im Januar 1642 fast fünf Wochen lang. In dieser Zeit war auch Rath Lagerstätte der französischen Truppen und Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen.

Im Verlauf des Jahres 1642 wurde Rath durch ein hessisch-weimarisch-französisches Söldnerheer gebrandschatzt. Höfe und Häuser wurden zerstört und verbrannt, die Felder wurden verwüstet und geödet. Die Menschen, soweit sie überlebt hatten, flüchteten, und Rath war die folgenden sieben Jahre nahezu unbesiedelt.

Rath gehörte von 1177 bis 1803 zum Kirchspiel/Pfarre Nörvenich. Von 1803 bis 1805 gehörte Rath zur Pfarre Oberbolheim und ab 1805 zur Pfarre Wissersheim. Heute ist die katholische Pfarrgemeinde Teil der Weggemeinschaft Nörvenich. Vom 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts tagte in der St.-Nikolaus-Kapelle in Rath der Send der Pfarrei Nörvenich. Dieses geistliche Sittengericht überlebte in Rath die Wirren der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts und geriet nicht, wie in vielen umliegenden Orten, in Vergessenheit.

Die politische Zugehörigkeit Raths wechselte häufiger. Nachgewiesen sind 1549 eine Zugehörigkeit zum Herzogtum Jülich, 1555 eine Zugehörigkeit zum Amt Hochkirchen und 1813 zum Amt Buir. 1818 wird Rath dem Amt Nörvenich zugeschlagen. Seit der Kommunalreform – kleine, dörfliche Ämter wurden zu großen Verwaltungseinheiten zusammengefasst – im Jahr 1969 gehört Rath zur Großgemeinde Nörvenich.

Im Jahr 1875 trat in Rath eine Scharlach-Epidemie auf. Die Gesamtzahl der Opfer ist nicht bekannt, es starben jedoch 17 Schulkinder an der Krankheit. Das war zur damaligen Zeit mehr als die Hälfte aller Schulkinder in Rath.

Während Rath lange Jahre durch landwirtschaftliche Betriebe geprägt war und die Einwohner der Arbeit auf den Feldern und Wiesen nachgingen, änderte sich mit Beginn des 20. Jahrhunderts das Berufsspektrum. Immer mehr Menschen fanden in den umliegenden Kohlebergbaubetrieben der Firma Rheinbraun, heute RWE-Power, und den neu entstandenen chemischen Betrieben im Chemiegürtel Köln, Hürth und Wesseling Lohn und Brot. Heute leben viele Pendler in Rath, die in Großbetrieben in der Umgebung arbeiten oder Dienstleistungen in den nahen Städten erbringen. Dieser Wandel wird auch an der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Rath deutlich. Gab es 1945 noch 14 Bauernhöfe in Rath, reduzierte sich die Zahl bis 1975 auf sieben Höfe. Heute gibt es noch einen landwirtschaftlichen Betrieb (Martinshof) in Rath.

Rommelsheim

Rommelsheim war bis zum 1. Januar 1969, als sich die bisherigen selbstständigen Gemeinden zur neuen Gemeinde Nörvenich zusammenschlossen, Ortsteil von Binsfeld. Zu Rommelsheim gehören der Bahnhof Bubenheim an der Bördebahn, das Gut Bubenheim, die Burg Bubenheim (sie wurde im Juni 2002 Burg des Monats) und der Scheidtweilerhof, der auf den untergegangenen Weiler Scheidtweiler hinweist.

In den letzten Jahren wurde der kleine Ort durch den Abenteuerspielplatz mit dem Maislabyrinth bekannt.

Mitten durch den Ort fließt der kleine Ellebach, der bei Kreuzau-Stockheim entspringt und bei Jülich in die Rur mündet.

Wissersheim

Wissersheim wird erstmals im Jahre 836 in einer Schenkungsurkunde Ludwig des Frommen erwähnt. Damals erhielt Hruotbert das Gut Wistrikisheim in Ripuarien, das heutige Wissersheim, das er bald an die Abtei Prüm weitergab. Im späten Mittelalter ging das Dorf an das Stift Münstereifel, das es bis zur französischen Zeit besaß. Aber auch Groß St. Martin, St. Gereon und die Antoniter in Köln hatten, neben anderen Grundherren, hier großen Besitz.

Burgen & Schlösser

1836 - 1850

Preußische Uraufnahme der Gemeinde Nörvenich

1801 - 1828

Tranchokarte