Werkzeuge & Hilfsmittel
Diese Fundstücke lagen in der Nähe von Herzmuschel- und Austerschalen, daher nimmt man an, dass sie, entsprechend den langen Stielen römischer Löffel, zum Lösen von Muscheln und Schnecken aus der Schale benutzt wurden.
1991 fand man bei Ausgrabungen in Köln am Severinswall 7 - 13 in Grab 11 eine ähnlich geformte Nadel mit blattförmiger Spitze. Diese war im Gegensatz zu unserem Fund aus Silber und vollständig erhalten. Da in diesem Grab die Nadel in der Nähe von Herzmuschel- und Austerschalen lag, nimmt man an, dass sie, entsprechend den langen Stielen römischer Löffel (die Römer kannten keine Gabel), zum Lösen von Muscheln und Schnecken aus der Schale benutzt wurde. Dies kann auch für unseren Fund gelten, denn im Fundgut unseres Römerfeldes finden wir neben Austernschalen auch Miesmuschel- und Herzmuschelschalen. Süßwassermuscheln waren im Neffelbach heimisch. Die wahrscheinlich von den Römern eingeführte Weinbergschnecke (im Englischen heute noch Roman Snail genannt) fand oder züchtete man sogar im eigenen Garten.
Muscheln und Schnecken waren in römischer Zeit eine beliebte, wenn auch teure Speise. Herzmuscheln und Austern galten als kulinarische Spezialität und belegen die „haute cuisine“ der römischen Küche. Sie geben aber auch interessante Hinweise zur Handelsgeschichte. Austern, Mies- und Herzmuscheln leben im Salzwasser und müssen demnach bis hierhin exportiert worden sein.
Die Nordsee- und Kanalküste kommen dafür genau so in Betracht wie das Mittelmeer und weiter entfernt gelegene Küstenregionen. Da zumindest Austern in aller Regel nicht konserviert, sondern frisch verspeist werden, muss ein schneller Transport der lebenden Ware gewährleistet sein, der nur in der kühleren Jahreszeit und bei geeigneter Verpackung nicht länger als 24 Tage dauern sollte.
Naheliegend wäre daher, eine Herkunft aus der Nordsee anzunehmen. Für eine genaue Herkunftsbestimmung müssten aber spezielle chemische Untersuchungen durchgeführt werden. Solche Untersuchungen an Austern aus mehreren römischen Fundplätzen im deutschsprachigen Raum - die nördlichste davon in Trier - sprechen bislang jedoch für eine Belieferung aus dem Süden, in erster Linie aus dem Mittelmeerraum.
Im Jahr 2002 konnten aber anhand verschiedener Analysen die Herkunftsregion von Austernschalenfunde aus Xanten für die südliche Nordsee nachgewiesen werden.
Originalfund Köln Severinswall 7-13 Grab 11
Literatur: Tod am Rhein Begräbnisse im frühen Köln Röm.-Germ. Museum Köln 1997 S.84 Severinswall 7-13 Grab 11 Von Anfang an, Archäologie in Nordrhein-Westfalen Römisch-germanisches Museum der Stadt Köln, 2005 Archäobotanik in der Bodendenkmalpflege in NRW, Jutta Meurers-Balke S.189 ff. Nordimport -Römische Austernfunde aus der Colonia Ulpia Traiana Jens Bertold u. F. Strauch S 393 ff.