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Raubgräber

Beim Bau einer Wasserleitung 1973 wurden unmittelbar neben der B 477 in Oberbolheim Erdarbeiten durchgeführt und weitere 5 Grabstellen gefunden. Das Erdreich war stark mit Holzkohle durchsetzt, der Leichenbrand fand sich dazwischen, die Verstorbenen waren also ohne Urne beigesetzt worden. Diese Brandbestattung erbrachte an Funden: Terra Sigillata, Firnisware, Grobkeramik, außerdem Glas, etwas Bronze und Eisenteile; „Verschiedene zerbrochene Gefäße und Münzen wurden auch von unbekannten Personen entfernt.“


Bereits seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts liegt das Areal zwischen Nörvenich und Oberbolheim als besonderer Fundplatz römischer und vorrömischer Funde im Blickfeld der archäologischen Forschung.

Genauso lange, aber vor allem seit der Einführung der Metalldedektoren, liegen die Funde auch im Blickfeld von illegalen Raubgräbern, die unser kulturelles Erbe planvoll und systematisch ausplündern, in neuerer Zeit selbst  bzw. vor allem nachts.

Die meisten der über viele Jahrzehnte hinweg gesammelten, durch Notbergungen, aber auch durch Raubgrabungen erzielten Funde sind heute in alle Winde zerstreut und so einer wissenschaftlichen Erfassung und Auswertung entzogen.

Beim Lesen der nun folgenden Berichte fällt eins vor allem auf: Das Problem der Raubgräberei existiert nicht erst seitdem es Metalldetektoren gibt.

 

Um 1905 verfasste der Oberlehrer und Dürener Stadtarchivar Dr. August Schoop für die Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins seine Arbeit „Die römische Besiedlung des Kreises Düren“. Darin berichtet er: „Das größte Trümmerfeld im Kreis Düren liegt südlich von Oberbolheim, dessen Kirche ganz mit Schichten römischer Ziegel durchsetzt ist. Schmerzlich war zu hören, was hier in den letzten Jahrzehnten an Funden aller Art aus der Erde gepflügt und achtlos verschleudert und zerschlagen wurde.

 

Laut einem Bericht zur Beilage der Dürener und Aachener Zeitung von den Herren  Schoop und Schmid  wurden Mitte Mai des Jahres 1924 beim Bau einer Verladerampe am Eisenbahngleis gegenüber der Einfahrt zum Fliegerhorst etwa 30 Brandgräber freigelegt. Der Boden dieser Gräber war voller Holzkohle, vermischt mit Knochenresten und Gefäßen mit Brandspuren. Die Gefäße waren teilweise zerstört, ihrer Form nach gehörten sie der flavisch-trajanischen Zeit (1. - 2. Jahrhundert n. Chr.) an. „Zwei Herren aus Nörvenich retteten für die Allgemeinheit wenigstens eine Anzahl zusammengehörender, teilweise schön ornamentierter Scherben und einige Münzen. Da eine Überwachung der umfangreichen Ausschachtungen und eine systematische Aufdeckung der Gräber leider nicht möglich war, wurden die meisten und schönsten Fundstücke verschleppt…“

 

In einem weiteren Bericht von A. Schmid in den Dürener Heimatblättern von 1924 liest man:„ Das linke Neffelbachufer zwischen Nörvenich und Oberbolheim ist seit langem durch Massenfunde von römischen Ziegel, Tongefäßen, Münzen, Schmucksachen u. ä. bekannt. In dem alten Kirchturm von Oberbolheim sind eine Menge römischer Ziegel eingemauert, und noch heute entdeckt man in jedem Jahr beim Umpflügen der Rübenfelder südlich von Oberbolheim römische Ziegel, Münzen und Scherben. Weiter heißt es in dem Bericht, dass besterhaltene Tonkrüge, Tonteller, Tonlämpchen, Münzen usw., auch eine Axt und ein Bronzeteller gefunden und verschleppt wurden.

 

 „In den späten 1950er Jahren wurden beim Vereinzeln von Rübensprösslingen von Schülern der Volksschule Oberbolheim 10 Münzen gefunden. Weitere im selben Kontext gefundene Münzen wurden von den Findern veräußert oder verschenkt, u. a. an einen Arzt aus Blatzheim. Im Jahr 1967 wurden durch einen Privatsammler in der westlichen Uferböschung des Neffelbaches eine Münze, 12 Keramik- und 2 Glasgefäße gefunden. Sie wurden als Beigaben eines Brandgrabes aus der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts identifiziert. Trotz intensiver Nachforschung, auch Seitens des LVR/Amt für Bodendenkmalpflege, müssen diese Fundstücke leider auch als verschollen gelten.