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Brandgrab

Diese Begräbnissitte entsprach der römischen Tradition, wobei die Leichen im 1. - 2. Jahrhundert mit ihren Beigaben über der Grabgrube auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Eine so genannte Bustumbestattung.


Im Rahmen unserer Begehungen konnten wir unter anderem ein frisch angepflügtes Brandgrab entdecken, dass wir sogleich ans Amt für Bodendenkmalpflege meldeten. Hier der Bericht von Herrn. F. Kunze M. A., LVR/Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege Außenstelle Nideggen-Wollersheim, zur Bergung des von uns im Februar 2012 entdeckten römischen Branbgrabes:

„Am Nordrand des Römerfeldes von Nörvenich zu dem bachseitigen Hang hin, konnten durch die Meldung des Heimat- und Geschichtsvereins der Gemeinde Nörvenich die Reste eines römischen Brandgrabes, vermutlich der zweiten Hälfte des 2. Jh. bis erste Hälfte des 3. Jh., dokumentiert werden. Die Grabgrube ist durch den Pflug gestört worden und dadurch auf eine Länge von 2,5 m verzogen gewesen.  Die Konzentration von Holzkohle dünnte bereits innerhalb des Pflughorizontes aus, eine Ausdehnung über eine Tiefe von 15 cm hinaus konnte nicht festgestellt werden. Auch die vermutlich zum Teil als Beigaben anzusprechenden Keramikfunde konzentrierten sich innerhalb des Befundes hauptsächlich auf die Holzkohle führenden Bereiche.

Als Grabbeigaben dienten vermutlich ein Terra Sigillata Teller der Form Drag. 18/31, ein sogenannter Honigtopf, zwei rauwandige Teller mit leicht nach außen gebogenem, wenig verdicktem Rand (Lenz 45C) und möglicherweise eine glattwandige Flasche mit Henkel und ein Fragment einer Bronzefibel. Nägel innerhalb der Holzkohle können auf die Konstruktion des Scheiterhaufens zurückzuführen sein. Es wurde nur wenig Leichenbrand gefunden, der Typ des Brandgrabes kann nicht näher bestimmt werden, es könnte sich aber der Breite des Befundes von max. 0,7 m nach um ein Bustum gehandelt haben."
Diese Begräbnissitte  entsprach der römischen Tradition, wobei die Leichen im 1. - 2. Jahrhundert mit ihren Beigaben über der Grabgrube auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Eine so genannte Bustumbestattung. Weiterhin gab es die Sitte, die Leichen auf einem Verbrennungsplatz einzuäschern, den Leichenbrand in einer Urne zu sammeln und diese dann in einem Grab zu bestatten. Die Körperbestattung setzte sich erst ab der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. deutlicher durch. Im 3. und 4. Jahrhundert war die Körperbestattung die allgemein vorherrschende Bestattungsform. Möglicherweise lag dieser Wandel in veränderten Jenseitsvorstellungen begründet. So glaubte man in römischer Zeit, die Verstorbenen hätten im Jenseits ähnliche Bedürfnisse wie die Lebenden im Diesseits; deshalb gab man ihnen entsprechende Beigaben mit ins Grab: Speisen und Getränke, Geschirr, sonstiges Hausgerät und meist eine Münze.

Entsprechend der griechisch-römischen Mythologie stellt der Fluss Styx die Grenze der Welt der Lebenden zu dem Totenreich der Unterwelt dar. Die Seele des Verstorbenen braucht nun die Münze, um den Fährmann Charon zu bezahlen, der sie über den Styx schifft. Verstorbene, denen diese Münze, der Charonspfennig, nicht mitgegeben wurde, mussten die Ewigkeit am Ufer des Flusses verbringen, was das Begräbnis und die ordentliche Totenweihe außerordentlich wichtig machte. Schon das älteste römische Gesetz, das sogenannte Zwölf-Tafel-Gesetz aus der Mitte des 5.Jahrhunderts vor Chr., verbot, die Toten in der Stadt zu begraben oder zu verbrennen. Diese Vorschrift beachteten die Römer überall im Römischen Reich bis in die Spätantike sehr genau: Sie bestatteten ihre Toten auf oft ausgedehnten Gräberfeldern außerhalb der Dörfer rechts und links der belebten Straßen. Dort begegnete die Welt der Toten der Welt der Lebenden; die vorbeieilenden sahen die mehr oder weniger prunkvollen, farbig gefassten Grabdenkmäler aus Stein oder Holz oder aber auch Grabgärten.

Man las die Inschriften der Grabdenkmäler, erfuhr Namen, Herkunft und Alter - oft auch Beruf - der Bestatteten und wusste sofort das finanzielle Vermögen, die soziale Stellung und nicht selten auch den politischen Einfluss der Familien der hier Bestatteten.

Literatur: LVR – Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nörvenich Römerfeld Felix Kunze Bericht zur Bergung NW 2012/0019 Römisches Brandgrab